„Heute sind Entwicklungshilfeorganisationen eher bürokratische Maschinen geworden. Wo es lohnt, mit guten Gehältern Krisenhopping zu machen, ist man dabei: ein interessantes Karrieremodell. Unsere monatlichen Kosten für 70 lokale Mitarbeiter und Projekte belaufen sich auf die Summe, die zwei UN-Mitarbeiter in Amman für ihren Einsatz im Irak erhalten. Das sind die Dimensionen! Nennen Sie uns doch Entwicklungszusammenarbeiter.“
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„In Sulaimaniya, wo ich arbeite, hat man keine Angst mehr vor dem Staat. Das führt zu einer unglaublichen Dynamik in einer Bevölkerung, die zu 70 Prozent unter 25 Jahre alt ist. Es bilden sich freie Medien, Frauen organisieren sich, und das alles in einer rasant kurzen Zeit. Meine Mitarbeiterinnen haben heute Facebook und Internet, organisieren Treffen und Demonstrationen, während ihre Großmütter Ende der 70er vielleicht das erste Auto zu Gesicht bekamen und noch Analphabetinnen waren.“
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„In bestimmten iranischen Provinzen versucht jedes fünfte Mädchen, sich umzubringen. In Irakisch-Kurdistan haben wir jüngst eine Studie erstellt: Die Durchschnittsquote im Falle der Klitorisverstümmelung ist 72 Prozent. Drei Viertel der Frauen sind also betroffen.
Dieses Stückchen Körperfleisch, das es bei Männern wie Frauen überall auf der Welt gibt, dient lediglich der Lust. Eine Gesellschaft, der man derart sinnbildlich die Libido nimmt, kann nicht funktionieren. Wenn ganze Gesellschaften nicht mit dem Eros umgehen können, betrifft das natürlich auch die Männer…
In unserer Kampagne haben wir unglaublich viele Männer erlebt, die sagen: Danke, dass ihr das macht, denn wir leben in der Hölle. Viele geben erst den Frauen die Schuld. Aber sie verstehen jetzt, dass der Frau etwas genommen wurde, was man den eigenen Kindern nicht mehr nehmen will. Selbst in den abgelegensten Dörfern führe ich solche Gespräche mit Männern. Die Genitalverstümmelung ist internalisiertes Patriarchat….“
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„Saddam Hussein musste von außen gestürzt werden. Von innen hätte das nicht funktioniert. Die irakische Gesellschaft musste befreit werden. Die Intervention kam zu spät, man hätte schon 1991 handeln können. Gerade aber aus deutscher Perspektive muss man verstehen, dass manchmal nur die US Army oder eine andere Armee diesen Weg beschreiten kann. Anders im Iran. Dort könnte man durch eine Mischung aus Sanktionen und einer wirklichen Unterstützung der Opposition einen direkten Sturz oder eine Transformation des Systems bewirken.“