Mit einem Bonmot von Enzensberger leitet dieser ehemalige Afrika-Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ seine krude Apologie zum Thema Genitalverstümmelung ein. Was nicht ganz unpassend ist, hielt Hannah Arendt dem doch in den Sechziger Jahren ganz zu Recht vor, Auschwitz universalisieren zu wollen, um die Deutschen zu entlasten. „Wenn alle schuldig sind, ist es keiner“, so reagierte sie damals auf Enzensbergers Satz: “Faschismus ist nicht entsetzlich, weil ihn die Deutschen praktiziert haben, sondern weil er überall möglich ist”.
Brunold nun ist wie viele vor ihm angetreten, das Menschheitsverbrechen Genitalverstümmelung zu universalisieren – wenn es schon nicht zu leugnen ist. Die korrekte, wenn auch banale Feststellung, dass FGM eine “vorislamische Tradition” sei, macht auch bei ihm den Anfang, vermag sie doch so leicht zu dem Fehlschluss verleiten, dass zwischen Glaube und Praxis kein Zusammenhang bestehe.
Dem ist allerdings nicht so. Es reicht auch nicht, Tantawi und Qaradawi zu zitieren, um diese These weiter zu belegen. Im islamischen Raum wirken Tausende maßgeblicher Prediger, und Millionen vor Ort. Die und ihre Schäfchen muss man fragen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, nicht diese Ikonen mit Westkontakten, die ihre Fähnchen ohnehin nach dem Wind richten (so lange es nicht um die Juden geht, da sind sie kompromisslos).
Aber will man wirklich etwas von der Wahrheit wissen, wenn man zum Einen die große Bedeutung von Tantawis und Qaradawis Haltung zu FGM herausstreicht und andererseits freimütig zugibt, dass laut Unicef 96% der Frauen in Ägypten genitalverstümmelt sind? Das lässt doch nur zwei Schlüsse zu: Entweder 96% der Bevölkerung handeln unislamisch und ignorieren ihre großen Zampanos vorsätzlich, wie oft sie auch “mit einem Erlass”“nachdoppeln”, oder – ? Oder die großen Zampanos, diese angeblich vom Westen “verleugneten Aufklärer”, sind gar keine, und vor Ort leben die Menschen durchaus mit ihrer Religion im Reinen.