Deutschland: Bis zu 50.000 Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht

Genitalverstümmelung in Deutschland weitgehend geduldet
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Trauer um Monika Gerstendörfer
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Die Zahl in Deutschland lebender potentieller Opfer von Genitalverstümmelungen muss drastisch nach oben korrigiert werden.

Bis zu 50.000 minderjährige Mädchen müssen als gefährdet eingestuft werden – und nicht 4.000 bis 5.000 wie von PolitikerInnen und anderen Organisationen bisher veröffentlicht. Das entsprechende Dokument finden Sie hier.

Die enorme Diskrepanz ist wie folgt zu erklären:

1. In bisherigen Veröffentlichungen fehlen aus ungeklärtem Grund wichtige Risikogruppen völlig, wie z.B. Mädchen mit folgendem Migrationshindergrund:

Jemen (gebietsweise bis zu 97% Verstümmelungsrate)[1], Irak (gebietsweise bis zu 95% Verstümmelungen)[2], Iran (gebietsweise bis 85%)[3], Indonesien (bis zu 96% Verstümmelungsrate)[4] und Malaysia.

2. In der neuen Schätzung wurden zum ersten Mal die Mädchen mit mindestens einem Elternteil aus einem Risikoland berücksichtigt, die in Deutschland geboren wurden, davon mehr als 10.000 aus Hochrisikoländern mit einer Verstümmelungsrate über 70%, wie z.B. Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Gambia, Guinea, Mali, Mauretanien, Somalia und Sudan.

3.  Ebenfalls zum ersten Mal wurden Frauen und Mädchen berücksichtigt, die aus Risikoländern stammen und mittlerweile eingebürgert sind. Der aktuelle Fall aus Hamburg, über den die TaskForce berichtet hat (siehe hier) hat bestätigt, wie wichtig die Einbeziehung dieser Gruppe ist, da den TäterInnen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde, sie aber an der Genitalverstümmelung festhalten

4. In der neuen Schätzung wurde ein logisch-mathematischer Fehler korrigiert, der bisher zu einem radikal verfälschten Ergebnis geführt hat, denn: Die Verbreitungszahlen der Verstümmelungen in den jeweiligen Länder können nicht – wie bisher erfolgt – auf die gemeldeten MigrantInnen übertragen werden. Grund: Die Schätzungen der landesweiten Genitalverstümmelungsraten berücksichtigen die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in den Verstümmelungs-Ländern und können von der ethnischen Zusammensetzung hier in Deutschland so stark abweichen, dass sämtliche statistische Zahlen zu 100% berücksichtigt werden müssen, um eine verlässliche Größe zu generieren: die Höchstzahl der gefährdeten bzw. betroffenen Mädchen und Frauen in Deutschland.

Presse-Information:
TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung

Ansprechpartnerin: Ines Laufer
Telefon: 040 – 80 79 69 44

eMail: info@taskforcefgm.de

Die TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung ist ein Netzwerk zum Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung der Organisationen


[1] Artikel: “YEMEN: Eradicating FGM will be a slow process, experts say”, IRINNEWS, 14.11.2005: http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=25685

[2] Artikkel: „Female Genital Mutilation. It’s a crime, not Cultue“, WebSeite der STOP FGM Kurdistan-Kampagne: http://www.stopfgmkurdistan.org/html/english/fgm_e.htm#mape

[3] Artikel „Urgent Call for Help from Iran“, 23.11.2009  http://stopfgmkurdistan.wordpress.com/2009/11/23/urgent-call-for-help-from-iran/

[4] Artikel: „A cutting Tradition“, Ney York Times, 20. Januar 2008: http://www.nytimes.com/2008/01/20/magazine/20circumcision-t.html?_r=2&oref=slogin

 

Akifra e.V. www.akifra.org  ·  Lobby für Menschenrechte e.V. www.lobby-fuer-menschenrechte.de  ·

TABU e.V. www.verein-tabu.de ·  WADI e.V. www.wadinet.de

 

Foto: (c) Fotolia

22 Comments

  1. Martin sagt:

    Ich bin für den Start einer PETITION,
    die per Link an Freunde gesandt werden kann
    und die einfach per Email unterschrieben wird,
    mit den notwendigen Daten selbstverständlich.
    So eine zivilcouragierte Bewegung
    würde die Menge der Befürworter aufzeigen.

    Mit freundlichen Grüßen … Martin

  2. […] sowie der Unterschlagung ganzer Risikogruppen. Eine genaue Erläuterung dieser Fehler finden Sie hier. Filed Under […]

  3. […] der Tat erhalten die 30.000 bis 50.000 gefährdeten minderjährigen Mädchen (und nicht etwa lediglich 5.000 Kinder, wie Politiker seit Jahren falsch behaupten) keinen […]

  4. […] Frau Schwarz hat die Beispiele plastisch und bildhaft geschildert. Absolut überraschend für die Zuhörerschaft war die Anzahl der von einer Genitalverstümmelung bedrohten und in Deutschland lebenden ca. 50.000 jungen Menschen. […]

  5. […] Frau Schwarz hat die Beispiele plastisch und bildhaft geschildert. Absolut überraschend für die Zuhörerschaft war die Anzahl der von einer Genitalverstümmelung bedrohten und in Deutschland lebenden ca. 50.000 jungen Menschen. […]

  6. […] Seit Februar 2007 weist die TaskForce den Bundestag und insbesondere die zuständigen Berichterstatterinnen aller Fraktionen regelmäßig darauf hin, dass die vermutete Zahl von “4.000 bis 5.000 gefährdeten Mädchen in Deutschland” weit unter der tatsächlichen Anzahl von 30.000 bis 50.000 gefährdeten minderjährigen Mädchen liegt und belegte dies mit fundierten Fakten. […]

  7. […] Da verwundert es auch kaum, dass die SPD die Verstümmelungsgewalt fast durchgehend als “Beschneidung” verharmlost und trotz besseren Wissens die Zahl der gefährdeten Mädchen mit 5.000 um rund 90% zu niedrig angibt. […]

  8. […] auch in Deutschland ein gravierendes Problem: Rund 50.000 minderjährige Mädchen – einschließlich Mädchen aus bi-nationalen Partnerschaften …Besonders innerhalb der Hochrisikogruppen (Verstümmelungsrate über 75% in den Herkunftsländern, […]

  9. […] werden Genitalverstümmelungen nahezu unvermindert weitergeführt. Bis zu 80% der hier lebenden bis zu 50.000 gefährdeten Mädchen (d.h. mit entsprechendem Migrationshintergrund) werden der Verstümmelung unterworfen – oft […]

  10. […] Genitalverstümmelungen nahezu unvermindert weitergeführt. Bis zu 80% der hier lebendenbis zu 50.000 gefährdeten Mädchen (d.h. mit entsprechendem Migrationshintergrund) werden der Verstümmelung unterworfen – oft […]

  11. […] in Deutschland gelten bis zu 50.000 minderjährige Mädchen als akut gefährdet. Besonders in den Hochrisikogruppen (z.B. aus den Herkunftsländern Somalia, Äthiopien, […]

  12. […] Täter verurteilt, die ihre Töchter verstümmeln ließen. Dabei müssen wir angesichts bis zu 50.000 gefährdeter Mädchen und fast unverminderter Weiterführung der Verstümmelungen von einer sehr hohen Opferzahl […]

  13. […] zu deren Korrektur aufgefordert – mit Verweis auf die fatalen Folgen dieser verfälschten, um insgesamt 90% zu niedrigen Zahlen (!) – doch der Verein zeigt sich […]

  14. […] Verstümmelung von Mädchen ist auch in Deutschland alles andere als ein Randthema: Bis zu 50.000 minderjährige Mädchen gelten als gefährdet, 1.400 allein in der Hansestadt Hamburg und in Nordrhein-Westfalen finden […]

  15. […] Verstümmelung von Mädchen ist auch in Deutschland alles andere als ein Randthema: Bis zu 50.000 minderjährige Mädchen gelten als gefährdet, 1.400 allein in der Hansestadt Hamburg und in Nordrhein-Westfalen lässt […]

  16. […] Deutschland sind bis zu 50.000 Mädchen gefährdet, Opfer von Genitalverstümmelung zu werden. Besonders groß ist Gefahr während der Ferien, wenn […]

  17. […] 30.000 und 50.000 minderjährige Mädchen sind in Deutschland von der schweren Misshandlung Genitalverstümmelung bedroht. Allein in […]

  18. […] aller Bundestagsfraktionen regelmäßig darauf hingewiesen, dass in Deutschland bis zu 50.000 minderjährige Mädchen in Gefahr sind, Opfer einer Genitalverstümmelung zu werden. Die Zahl dürfte mittlerweile noch um einiges […]

  19. […] enorm steigenden Migration aus den entsprechenden arabischen und afrikanischen Ländern zwischen 25.000 und 50.000 Mädchen als akut gefährdet […]

  20. […] Hamburg – In wenigen Tagen – am 06. Februar – wird der achte „Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung“ an die andauernde Misshandlung weiblicher Kinder durch die Verstümmelung ihrer Genitalien erinnern. Mehr als vier Millionen Mädchen weltweit könnten allein in diesem Jahr Opfer dieser Gewalt werden, schätzen die UN. In Deutschland mussten schon vor der enorm steigenden Migration aus den entsprechenden arabischen und afrikanischen Ländern zwischen 25.000 und 50.000 Mädchen als akut gefährdet gelten. […]

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